Unsere Reise in die Lofoten lässt sich denke ich in einem Wort ganz gut zusammenfassen: Wechselhaft. Sowohl das Wetter als auch unsere Gemüts- und Motivationszustände sind so wohl gut beschrieben. Aber fangen wir von vorne an:

Nach einer 18 stündigen Busfahrt kamen wir also in Svolvaer an. Bis dahin hatten wir alle noch nicht so viel von unserer Umgebung wahrgenommen, denn wir versuchten, so viel wie möglich von dem unruhigen Schlaf zu bekommen, den eine Busfahrt nun einmal anbietet. Als wir allerdings unsere ersten Schritte in Svolvaer machten, waren wir wirklich beeindruckt von der Schönheit der Lofoten. Denn in den Lofoten mangelt es zwar an einigem (Menschen, Städte, nicht sehr teures Essen, klar markierte Wanderwege,...), aber eindeutig nicht an schöner Natur. Diese konnten wir direkt vom Kajak

aus betrachten. Die Kajaktour war wirklich lohnenswert und der Guide hat einige Basisfakten über die Lofoten geliefert. Die meisten Dörfer haben dort einen Fischer-Hintergrund und deswegen stehen dort überall große Holzgerüste herum, auf denen im Frühling der Stockfisch zum Trocknen aufgehängt wird. Kleine Randnotiz dazu: Wenn ihr im Frühling die Lofoten besuchen möchtet, solltet ihr einen starken Magen haben, weil es stinkt heftig.


Wieder auf festem Boden, haben Hannes und ich beschlossen, dass uns das Kajakfahren noch nicht genug Sport für den Tag ist und wir deswegen unbedingt noch eine Wanderung angehen möchten. Wir machten uns also auf, den Djevelport zu besteigen. Der Anfang des Weges war noch relativ machbar, im Vergleich zu dem, was dann noch kam. Wobei machbar hier auch heißt, alle 150 Stufen keuchend stehen zu bleiben, weil es wirklich anstrengend ist, sich selber und viel Essen im Rucksack, Stufen, die halb so hoch sind, wie ich selber, hochzudrücken.
Auf dem Weg haben wir einen Mann gesehen, der zusammen mit seinen Hunden das Hoch- und Runterlaufen der Stufen als Workout benutzt hat. Das war der Moment, in dem ich ernsthaft überlegt habe, ob die Norweger was das Eigen sein angeht, vielleicht noch schlimmer sind, als die Finnen. Jedenfalls kam nach den Stufen erst der "very demanding" Teil. Und während in Deutschland "sehr anspruchsvoll" heißt, dass du das easy als Sonntagsspaziergang und in Crocs oder Adiletten laufen kannst, heißt das in Norwegen, dass du spontan zum Kletterass mutieren solltest, um den Wegen folgen zu können. Wir versuchten also den Weg zu erahnen und kletterten dabei über verschiedene Felsplatten, Felsbrocken, liefen über kleine matschige Pfade oder sprangen über einen kleinen Bach. Alles ohne Absperrung nach unten versteht sich. Und dann hat es auf einmal angefangen, zu hageln. Aus dem Nichts. Und wir dachten erst noch, das ist Schnee. Jedenfalls haben wir dann noch kurz die Aussicht, die trotzdem sehr schön war, genossen. Wir konnten über das in die Nachmittagssonne getauchte Svolvaer und das glitzernde Meer blicken. Dann haben wir beschlossen, abzusteigen, weil wir besagten Weg sehr ungern im komplett nassen Zustand hinter uns bringen wollten. Schließlich kamen wir gut unten an und dann ging es abends auch endlich zu unserer Unterkunft.

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Den nächsten Tag hatten wir eigentlich frei, aber da Hannes und ich unsere Feldstudie mit dem Schwierigkeitsgrad, der hinter "very demanding" steckt, ausweiten wollten, suchten wir uns genau so eine Wanderung raus. Zu Beginn der Wanderung regnete es, dann kam aber auch ein bisschen die Sonne raus und es war eigentlich ganz schön. Leider stand trotzdem 70 Prozent des Weges unter Wasser, weil wir viel durch eine Sumpflandschaft gelaufen sind. Die Holzbretter zwischendurch waren schon wirklicher Luxus. Trotz aller Eigenheiten des Weges (einmal mussten wir an Baumwurzeln einen Hang hochklettern), war die Natur trotzdem sehr eindrucksvoll und jedes Mal, wenn wir um eine Kurve gelaufen sind oder auf eine weitere kleine Anhöhe kamen, gab es viel Neues zu entdecken. Der Herbst hatte die Blätter an den Bäumen in kräftigen Gelb-, Orange- und Rottöne gefärbt, während das Moos auf den Steinen und das Schilfgras des Sumpfes in satten Grüntönen erstrahlten. Das alles bildete einen heftigen Kontrast zu den rauen, grauen Bergen, deren Spitzen teilweise bereits durch den Schnee weiß gefärbt waren. Durch einige Foto- und Wegfindungspausen kamen wir nur bedingt schnell voran, doch irgendwann hatten wir es auch auf die letzten Meter des Anstiegs geschafft. Genau hier hat es noch einmal angefangen, besonders heftig zu hageln. Wir hatten zwischendurch schon damit zu kämpfen, weil wegen des starken Windes der Hagel waagerecht gegen uns fast schon geschleudert wurde. Das war im Gesicht schmerzhaft, wobei wir uns einig waren, dass unsere Gesichter am Ende so gut durchblutet waren, wie lange nicht mehr. In einigen 100 Metern Höhe war das aber besonders unlustig, weil wir zum einen nicht sonderlich großes Interesse daran hatten, von dem Berg heruntergepustet zu werden und zum anderen wurden durch den Hagel die Fußspuren im Matsch, die wir immer wieder als Wegweiser genutzt hatten, verdeckt. Unsere Motivation war also endgültig am Tiefpunkt angelangt. Trotzdem erklommen wir die letzten Felsen und waren dann endlich auf dem Gipfel!! Von hier aus konnten wir den Ort unserer Unterkunft, Kabelvåg und den Ort vom Vortag, Svolvaer,

sehen. Für kurze Zeit gönnten wir unseren Beinen eine Pause und genossen ein bisschen die Aussicht, dann machten wir uns aber wieder an den Abstieg, denn nach dem zu urteilen, was wir vom Berg aus sehen konnten, würde der nicht weniger anspruchsvoll werden, als der Aufstieg. Aber auch das haben wir geschafft. Für uns ging es weiter nach Kabelvåg, hauptsächlich, um uns dort in irgendeiner Einrichtung kurz aufzuwärmen und etwas zu essen. Aufgrund mangelnder Auswahl (es gab ein Café und das hatte schon zu), landeten wir in dem willkürlichsten Laden überhaupt. Das Sortiment des Ladens lässt sich am besten mit "Lebensmittel" aber im erweiterten Sinne beschreiben, denn es gab Fast Food, das wir bestellen konnten, Chips in Regalen, Menstruationsprodukte ebenfalls in Regalen, Postkarten, Spielautomaten und ein Solarium. Der Name des Ladens war "Mix" und nie habe ich einen passenderen Namen für etwas gesehen. Nach einer kurzen Pause machten wir uns dann auf in unsere Unterkunft. Achso und Fazit: "Very demanding" heißt wirklich "very demanding".

Am nächsten Tag ging es für unsere ganze Gruppe mit dem Bus kreuz und quer über die Lofoten. Der erste Stop war in Henningsvaer, was hauptsächlich berühmt für einen Fußballplatz auf einer Insel ist. Unser Aufenthalt bestand also darin, kurz durch den Ort zu laufen, mal wieder die schöne Landschaft zu bewundern (wie gesagt, daran mangelt es auf den Lofoten nicht), auf einen Felsen zu klettern, um eine bessere Aussicht auf das Fußballfeld zu haben, einigen Menschen beim Fußball spielen zu zu schauen und anschließend zu zu schauen, wie sie den Fußball im Meer versenkten. Aufgrund der Kälte verspürte niemand den Drang in das Meer zu springen und den Ball zu retten, deswegen treibt jetzt ein Fußball irgendwo in dem Meer um die Lofoten ganz alleine herum. Der zweite Stop war das Fischerdorf Reine. Laut unserem Tourguide das schönste Fischerdorf der Lofoten. Und es war auch wirklich schön mit seinen vielen roten Holzhäuschen, die sich gegen den grauen bergigen Hintergrund und das Blau des Meeres abhoben. Wir liefen also ein bisschen durch das Örtchen, machten viele Bilder und verursachten schließlich als Gruppe Stau im Kulturzentrum, in dem es sowohl Toiletten als auch Souvenirs gab und das eindeutig nicht für diese Anzahl an Menschen ausgelegt war. Der letzte Stop war dann der Uttakleiv Strand. Die alte Umgehungsstraße, die heute durch einen Tunnel durch den Berg ersetzt wurde, dient heute als Wanderweg und wir folgten der Straße bis zum Haukland Strand. Zu Beginn der Wanderung öffneten sich die Himmelspforten und ließen alles raus, was sie so hatten, nur, dass etwa 20 Minuten später wieder herrlicher Sonnenschein hervorkam. Angekommen am Haukland Strand konnten wir dann eine sehr schöne langsam untergehende Sonne betrachten und einige Personen aus unserer Gruppe wagten sich sogar in das eiskalte Wasser. Das sah auch eigentlich sehr einladend aus, denn es war türkis und klar und der Sand des Strandes war weiß wie in der Karibik. Nur war es 25 ° kälter als in der Karibik. Gut für alle waghalsigen SchwimmerInnen, dass es danach zurück zur Unterkunft ging.


  • Henningsvaer

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  • Fußballfeld

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  • Reine

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  • Hauklandstrand

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Unser letzter Tag fing vielversprechend an. Es hatte über Nacht nämlich geschneit und am Morgen schneite es weiterhin. Nachdem alle also die obligatorischen Schneebilder gemacht hatten, packten wir unser Gepäck in den Reisebus und ein letztes Mal fuhren wir nach Svolvaer. Da einige aus der Gruppe noch Aktivitäten für den Tag gebucht hatten, mussten wir nun 7 Stunden Zeit totschlagen in der kleinen Stadt. Eigentlich gab es viele Wandermöglichkeiten rund um den Ort, die sich gut zum Zeitvertreib eigneten. Blöd nur, dass es die ganze Zeit heftig regnete und deswegen sogar der Guide sagte, dass die Wanderungen nicht sicher seien für den Tag. Wir machten also erstmal einen kleinen Spaziergang zu der Statue der Ehefrau der Fischer und verbrachten anschließend viel Zeit in einem Café und im Einkaufszentrum. Schließlich handelten wir eine halbe Stunde frühere Abfahrt aus und dann ging es die 18 Stunden wieder zurück nach Vaasa.

Fazit der Reise: Die Lofoten sind wunderschön und sind definitiv einen Besuch wert. Wer allerdings große Städte oder viel Infrastruktur erwartet, ist hier fehl am Platz. Außerdem Vorsicht mit norwegischen Wanderwegen.


Für genaue Locations, noch ein paar Bilder und Details über zB Cafés, hier einmal die Ortsliste: